Linda Schlegel: Storytelling Against Extremism. Advancing Theory and Practice of Digital Narrative Campaigns against Extremism
Wie können Geschichten dazu beitragen, Extremismus vorzubeugen? Im Zentrum von Linda Schlegels Untersuchung stehen sogenannte Counter- und Alternative Narratives (CANs) – erzählerische Gegenentwürfe zu extremistischen Botschaften, die Radikalisierung verhindern oder ihr entgegenwirken sollen. Schlegel zeigt, dass viele dieser Präventionskampagnen ihr Potenzial nicht ausschöpfen, weil sie zentrale Erkenntnisse aus der Storytelling- und Persuasionsforschung ungenutzt lassen. Unser Rezensent Matthias Heider lobt Schlegels Arbeit als hoch relevant und überzeugend.
Eine Rezension von Matthias Heider
In der zeitgenössischen politischen Kommunikation gewinnt das Storytelling zunehmend an Bedeutung. Dieser „narrative turn“[1], der sich in vielen Sozialwissenschaften beobachten lässt, hat auch die Forschung und Praxis im Bereich der Prävention und Bekämpfung von gewaltbereitem Extremismus (P/CVE) erreicht. Angesichts der wachsenden Erkenntnis, dass extremistische Akteure Narrative gezielt zur Verbreitung ihrer Ideologien und zur Radikalisierung nutzen, sind narrative Ansätze wie Counter- und Alternative Narratives (CANs)[2] zu einem zentralen Instrument der P/CVE-Arbeit geworden (28 ff.).
Vor diesem Hintergrund legt Linda Schlegel, assoziiert mit dem Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung (PRIF), mit ihrer Dissertation „Storytelling Against Extremism: Advancing Theory and Practice of Digital Narrative Campaigns against Extremism“ eine umfassende Analyse vor. Die zentrale These der Arbeit lautet, dass der bisherige CAN-Ansatz eine signifikante Forschungslücke aufweist: die mangelnde Integration von Erkenntnissen aus der Forschung zur narrativen Persuasion, also der gezielten Beeinflussung von Einstellungen durch Geschichten, und zum Storytelling. Schlegel argumentiert, dass diese Lücke die theoretische Fundierung, die praktische Entwicklung, die (Storytelling-)Qualität und die Analyse von CAN-Kampagnen erheblich schwächt (8 f.). Ziel des Buches ist es daher, diese Lücke zu schließen, indem Konzepte, Theorien und Erkenntnisse aus der narrativen Persuasions- und Storytelling-Forschung systematisch auf den Kontext digitaler P/CVE-Narrativkampagnen gegen ‚homegrown‘ Extremismus[3] übertragen werden.
Um dieses Ziel zu erreichen, gliedert sich das Buch nach der Einleitung (Kapitel 1) in eine kritische Bestandsaufnahme des CAN-Ansatzes (Kapitel 2), den zentralen Transfer von Erkenntnissen aus der Storytelling- und narrativen Persuasionsforschung (Kapitel 3), die Darlegung des methodischen Vorgehens (Kapitel 4) sowie die empirische Analyse von Experteninterviews (Kapitel 5) und einer Fallstudie zur Kampagne „Jamal al-Khatib“ (Kapitel 6). Eine ausführliche Diskussion der Implikationen (Kapitel 7) und ein Fazit (Kapitel 8) schließen die Arbeit ab. Die vorliegende Arbeit leistet einen wichtigen und zeitgemäßen Beitrag, indem sie eine fundierte theoretische Brücke zwischen zwei bisher getrennten Forschungsfeldern schlägt und konkrete Ansatzpunkte zur Verbesserung der P/CVE-Praxis aufzeigt.
Theoretischer Brückenschlag: Narrative Persuasion trifft P/CVE
Im zweiten Kapitel legt Schlegel zunächst eine kritische Bestandsaufnahme des aktuellen Forschungsstandes zu Counter- und Alternative Narratives (CANs) vor. Sie arbeitet überzeugend heraus, dass trotz der Popularität und weiten Verbreitung narrativer Ansätze in der P/CVE-Praxis eine auffällige Leerstelle besteht: Die systematische Auseinandersetzung mit etablierten Theorien, Konzepten und empirischen Befunden aus der Forschung zur narrativen Persuasion und zum Storytelling fehlt weitgehend (8 f.). Schlegel argumentiert stringent, dass dieser Mangel an theoretischer Fundierung eine zentrale Schwäche des CAN-Ansatzes darstellt und zu Kritikpunkten wie einem fehlenden Wirksamkeitsnachweis („proof of effectiveness“ (42)) und einer unterentwickelten „theory of change (42)“ beiträgt. Die Autorin konstatiert, dass narrative Kampagnen gegen Extremismus oft nicht auf bewährten Kommunikationstheorien und -praktiken aufbauen und somit ihr persuasives Potenzial unzureichend nutzen (45).
Genau hier setzt das Kernstück der Arbeit, Kapitel 3, an, indem es einen systematischen Transfer von Erkenntnissen aus der narrativen Persuasions- und Storytelling-Forschung in den P/CVE-Kontext unternimmt. Schlegel organisiert diesen Transfer entlang der etablierten Komponenten des GAMMMA+-Modells (Goal, Audience, Message, Messenger, Medium, Action, Evaluation) und zeigt auf, wie bestehende CAN-Richtlinien durch narrationswissenschaftliche Konzepte erweitert und vertieft werden können (98 f.). Im Zentrum stehen dabei Mechanismen und Faktoren, die das narrative Erleben („narrative experience“, 98), die Rezeption und letztlich die persuasive Wirkung von Geschichten beeinflussen. Dazu gehören Schlüsselkonzepte wie Transportation (73 f.), das Gefühl des Eintauchens in eine Geschichte (75 f.), Identifikation mit den Charakteren (79 ff.), die Bedeutung von narrativem Realismus (interne Stimmigkeit der Geschichte) sowie parasoziale Interaktion (PSI) bzw. Beziehungen (PSR) zu Medienfiguren (82 f.).[4] Schlegel argumentiert überzeugend, dass die gezielte Berücksichtigung solcher Faktoren, etwa durch die Gestaltung kohärenter Storyworlds, die Nutzung emotionaler Verläufe („emotional flow“, 101) oder die Erhöhung der Verarbeitungsflüssigkeit („processing fluency“, 101), essenziell ist, um die narrative Qualität und damit die persuasive Wirkung von CANs zu steigern.
Dieser theoretische Brückenschlag stellt einen wesentlichen Beitrag zur Fundierung des CAN-Ansatzes dar. Indem Schlegel P/CVE-Narrative klar in den breiteren Kontext der Persuasionsforschung einbettet, liefert sie nicht nur den oft vermissten theoretischen Unterbau und einen grundlegenden Wirkmechanismus, sondern zeigt auch konkret auf, wie die narrative Qualität, und damit potenziell die Wirksamkeit, von Kampagnen verbessert werden kann. Die zentrale Erkenntnis, dass gutes Storytelling die notwendige Voraussetzung für narrative Persuasion ist, wird hier fundiert herausgearbeitet.
Empirische Vertiefung: Einblicke aus Interviews und Fallstudie
Nachdem der theoretische Rahmen etabliert ist, wendet sich Schlegel im empirischen Teil ihrer Arbeit der Frage zu, wie die Praxis von CAN-Kampagnen aussieht und inwiefern sich die theoretisch identifizierte Lücke auch im Diskurs und Handeln der Akteur*innen widerspiegelt. Das methodische Vorgehen (Kapitel 4) basiert auf einem parallelen Ansatz: Zum einen führte die Autorin 31 semi-strukturierte Experteninterviews mit Forscher*innen und Praktiker*innen aus Deutschland und dem Vereinigten Königreich durch, die in die Konzeption, Umsetzung oder Analyse von CANs involviert sind. Zum anderen unterzog sie die österreichische YouTube-Kampagne „Jamal al-Khatib – Mein Weg!“, bei der Jugendliche mittels eines halb-fiktionalen Charakters („Jamal“) ihre eigenen Erfahrungen in extremistischen Milieus nacherzählen, einer detaillierten Fallstudienanalyse, um die Anwendbarkeit und den analytischen Mehrwert der transferierten Konzepte zu demonstrieren.
Die Auswertung der Experteninterviews (Kapitel 5) liefert aufschlussreiche Einblicke. Schlegel zeigt, dass die im Theorieteil festgestellte Forschungslücke sich tatsächlich auch im mündlichen Diskurs der Expert*innen wiederfindet. Kenntnisse über etablierte Konzepte der narrativen Persuasion wie Transportation oder Identifikation sind, mit Ausnahme von Expert*innen mit spezifischem medien- oder kommunikationswissenschaftlichem Hintergrund, kaum vorhanden (141 f.). Als mögliche Gründe für diese mangelnde Auseinandersetzung identifiziert die Autorin unter anderem eine tiefsitzende Skepsis gegenüber Fiktionalität und ihrer Anwendung, die oft fälschlicherweise nur mit der Ansprache von Kindern assoziiert werde (156 ff.). Hinzu kommen Bedenken hinsichtlich potenzieller Manipulation durch emotionales Storytelling (145 ff.) und ein „Realismus-Bias“, also die Annahme, CANs müssten möglichst nah an der Realität sein, um wirksam zu sein (158 ff.). Die Autorin konstatiert hierbei einen grundlegenden Fokus auf der reinen Instrumentalität von Narrativen, bei dem die Geschichten primär als Werkzeuge zur Überzeugung und nicht als gut erzählte, unterhaltsame Narrative an sich betrachtet werden. Ein Ansatz, der laut Schlegel der Logik der narrativen Persuasionsforschung, in der gutes Storytelling als notwendige Voraussetzung für persuasive Effekte gilt, zuwiderläuft (163 ff.).
Die Fallstudienanalyse der Kampagne „Jamal al-Khatib“ (Kapitel 6) bildet das empirische Herzstück und demonstriert eindrücklich, wie die zuvor transferierten Konzepte zur Analyse einer konkreten CAN-Kampagne genutzt werden können. Schlegel wendet das in Kapitel 3 entwickelte „Storytelling Framework“ (133) an und untersucht systematisch die Aspekte „Message“ (zum Beispiel die vorliegende Plotstruktur als „Rebirth“-Narrativ, die Gestaltung der Storyworld durch Appropriation jihadistischer und aus Videospielen stammender Ästhetiken und die Processing Fluency), „Messenger“ (am Beispiel von Jamal als anonymen Ich-Erzähler und damit das Potenzial und die Hürden für Identifikation und PSI/R), „Medium“ (zum Beispiel Cross-Media-Storytelling auf YouTube und Instagram, Kanalgestaltung, Interaktion mit Nutzer*innen) und „Audience“ (zum Beispiel Eudaimonischer Appell, Message Sensation Value, potenzielle Ansprache unterschiedlicher „Seeker Types“ oder Zielgruppen mit hohem/niedrigem NFA/NFC).[5] Diese detaillierte Analyse fördert Stärken (zum Beispiel kohärente Storyworld, hohe Processing Fluency) aber auch Schwächen (zum Beispiel geringe emotionale Variation, stereotype Charakterdarstellung und eine für Rezipierende unklare Abgrenzung von Fiktion und Realität) des Storytellings der Kampagne zutage (370 ff.) und illustriert den Mehrwert einer narrationsanalytischen Perspektive.
Insgesamt stützt der empirische Teil die zentrale These des Buches überzeugend. Die Interviews bestätigen die diagnostizierte Lücke im Praxisdiskurs und liefern plausible Erklärungsansätze dafür. Die Fallstudie demonstriert nicht nur die Anwendbarkeit des theoretischen Rahmens, sondern generiert auch konkrete, praxisrelevante Erkenntnisse über die erzählerische Gestaltung von CANs. Auch wenn die Generalisierbarkeit der Einzelfallstudie naturgemäß begrenzt ist, zeigt sie doch exemplarisch das Potenzial einer storytelling-basierten Analyse auf.
Synthese und Kritische Würdigung
Im siebten Kapitel führt Linda Schlegel die Erkenntnisse aus Theorie, Empirie und Fallstudie zusammen und diskutiert die Implikationen ihres Ansatzes. Sie argumentiert überzeugend, dass die Integration der narrativen Persuasionsforschung in den CAN-Ansatz wesentliche Verbesserungen in drei Kernbereichen ermöglicht: der theoretischen Fundierung, dem praktischen Design sowie der Analyse und Evaluation von Kampagnen (374 f.).
Für die Theoriebildung liefert Schlegels Arbeit durch den Transfer etablierter Konzepte den oft vermissten „proof of concept“ und „proof of effectiveness“ für narrative Beeinflussung sowie eine grundlegende „theory of change“, die erklärt, wie narrative Persuasion (zum Beispiel durch Reduktion von Reaktanz und „counter-arguing“) funktioniert (379 ff.). Die theoretische Basis von CANs wird somit entscheidend gestärkt, indem sie in den breiteren, empirisch gut fundierten Diskurs der Persuasionsforschung eingebettet wird.
Für die Praxis bietet das Buch konkrete, handlungsorientierte Einsichten (385 ff.). Schlegel leitet aus der Persuasionsforschung detaillierte Empfehlungen ab, wie Praktiker*innen durch bewusste Gestaltung von Story-Elementen, etwa durch Förderung von Transportation und Identifikation, die Schaffung kohärenter, intern stimmiger Storyworlds, die Nutzung emotionaler Verläufe oder die Berücksichtigung von Faktoren wie „Message Sensation Value“ (MSV) (345 ff.) und „Need for Cognition and Need for Affect“ (NFC/NFA) (352 ff.)[6], die narrative Qualität und damit die potenzielle Wirkung ihrer Kampagnen steigern können. Besonders hervorzuheben ist ihr Plädoyer für den Mut zur Fiktionalität, da fiktionale Narrative nachweislich ebenso persuasiv sein können wie nicht-fiktionale, aber oft größere gestalterische Freiheiten bieten. Zentral ist dabei stets die Prämisse: Gutes, unterhaltsames Storytelling („candy with vitamins“[7]) ist die unerlässliche Voraussetzung für narrative Persuasion.
Für Analyse und Evaluation demonstriert die Arbeit, insbesondere durch die Fallstudie, eine neue, vielversprechende Perspektive. Die Anwendung des „Storytelling Frameworks“ erlaubt eine systematische Untersuchung von CANs als Narrative und ermöglicht es, die narrative Qualität und das persuasive Potenzial einer Kampagne bereits während der Designphase auch ohne aufwendige und ressourcenintensive Rezeptionsstudien zu bewerten. Dies ergänzt bestehende Evaluationsansätze um eine wichtige Dimension (409 ff.).
Zu den Stärken des Buches zählen zweifellos die systematische Aufarbeitung und Adressierung einer zentralen Leerstelle in der P/CVE-Forschung, die solide theoretische Fundierung in der Kommunikations- und Persuasionsforschung sowie die klare Ausrichtung auf Praxisrelevanz im Sinne des theoria cum praxi-Paradigmas (102). Die innovative Anwendung des theoretischen Rahmens in der detaillierten Fallstudie ist ebenfalls hervorzuheben.
Gleichwohl bleiben einige kritische Anmerkungen und offene Fragen. Während der Transfer zahlreicher Konzepte gelingt, hätte die Auswahl und Tiefe der diskutierten Persuasionstheorien und -modelle für Spezialist*innen eventuell noch umfassender sein können. Die Robustheit der vorgeschlagenen analytischen Werkzeuge, wie der adaptierten MAV/MCV-Skalen, mit der die Autorin persönlichkeitspsychologische Konzepte in Inhaltsanalyse-Kategorien für das emotionale bzw. kognitive Anregungspotenzial eines Videos übersetzt, müsste in weiteren Studien validiert werden. Die Generalisierbarkeit der Erkenntnisse aus der Einzelfallstudie „Jamal al-Khatib“, einer Kampagne, die bereits eine ungewöhnlich hohe Narrativität aufweist, für andere, weniger narrativ gestaltete CANs bleibt zu prüfen. Auch wenn die Autorin die im Feld vorhandene Skepsis gegenüber (fiktionalem) Storytelling und Manipulationsvorwürfe thematisiert, könnte die Auseinandersetzung mit ethischen Implikationen und Strategien zur Vertrauensbildung noch vertieft werden. Zudem fokussiert die Arbeit primär auf Jihadismus und Rechtsextremismus; die Übertragbarkeit auf andere Extremismusformen wird weniger diskutiert.
Trotz dieser Punkte positioniert sich „Storytelling Against Extremism“ als ein wichtiger Beitrag an der Schnittstelle von P/CVE-, Kommunikations- und Persuasionsforschung. Es liefert eine dringend benötigte theoretische Schärfung für den CAN-Ansatz und bietet Praktiker*innen wertvolle, empirisch fundierte Anregungen zur Gestaltung wirksamerer Kampagnen.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Linda Schlegel mit „Storytelling Against Extremism“ eine hoch relevante und überzeugende Arbeit vorlegt, die eine signifikante Lücke in der Forschung und Praxis zu Counter- und Alternative Narratives (CANs) adressiert. Der systematische Transfer von etablierten Konzepten und empirischen Erkenntnissen aus der narrativen Persuasions- und Storytelling-Forschung in den P/CVE-Kontext gelingt auf beeindruckende Weise und stärkt die theoretische Fundierung des CAN-Ansatzes erheblich. Die Arbeit liefert nicht nur den oft eingeforderten „proof of concept“ für die potenzielle Wirksamkeit narrativer Ansätze, sondern bietet durch die detaillierte Analyse von Wirkmechanismen und relevanten Einflussfaktoren (wie Transportation, Identifikation, MSV oder NFA/NFC) auch konkrete, praxisrelevante Ansatzpunkte für die Gestaltung effektiverer Kampagnen. Die Fallstudie zur Kampagne „Jamal al-Khatib“ illustriert dabei exemplarisch den analytischen Mehrwert einer storytelling-basierten Perspektive.
Die zentrale Botschaft, dass gutes Storytelling keine bloße Option, sondern die notwendige Voraussetzung für narrative Persuasion ist, wird fundiert herausgearbeitet und ist für die Weiterentwicklung von CANs von entscheidender Bedeutung. Kleinere Kritikpunkte, wie die potenzielle Notwendigkeit einer noch breiteren theoretischen Abdeckung oder die Generalisierbarkeit der Einzelfallstudie, schmälern den Gesamtwert der Arbeit kaum.
Das Buch ist daher uneingeschränkt zu empfehlen, insbesondere für Forscher*innen im Bereich P/CVE und politischer Kommunikation, aber ebenso für Praktiker*innen, die an der Konzeption, Umsetzung und Evaluation von narrativen Präventionskampagnen beteiligt sind. Es bietet eine fundierte theoretische Grundlage, innovative analytische Werkzeuge und wertvolle Impulse für die Praxis.
Ausgehend von Schlegels Erkenntnissen wäre zukünftig eine vertiefte empirische Forschung wünschenswert, die die hier transferierten Konzepte (zum Beispiel Transportation, Identifikation, NFA/NFC) in Rezeptionsstudien mit spezifischen Zielgruppen im P/CVE-Kontext validiert und die Wirksamkeit unterschiedlicher narrativer Formate (insbesondere auch fiktionaler Ansätze) vergleichend untersucht.
Anmerkungen:
[1] Nünning, Vera (2012): Narrativität als interdisziplinäre Schlüsselkategorie. Online unter: mk_jb_05_narrativitaet_als_interdisziplinaere_schluesselkategorie.pdf [abgerufen am 07.11.2025].
[2] Diese finden Anwendung in sogenannten „Counter- and alternative narrative (CAN) campaigns”, also Kampagnen von Gegen- und Alternativerzählungen, die ein weit verbreitetes Mittel darstellen, um extremistischer Propaganda entgegenzuwirken.
[3] Der Begriff bezieht sich hier auf Extremist*innen, die in dem Land geboren oder sozialisiert wurden, in dem sie agieren.
[4] Schlegel verdeutlicht dies später an der fiktiven Figur „Jamal“: Durch dessen direkte, persönliche Ansprache des Publikums (z. B. als „meine Brüder und Schwestern“) bauen Zuschauende eine emotionale, quasi-soziale Beziehung auf, die die Empfänglichkeit für seine präventiven Botschaften erhöht (vgl. Schlegel 2025: 287 ff.).
[5] Ein „Eudaimonischer“ Appell zielt auf Sinnstiftung und moralische Reflexion ab, im Gegensatz zu rein hedonischem Spaß. „Need for Affect“ (NFA) und „Need for Cognition“ (NFC) beschreiben. Persönlichkeitsmerkmale: die Neigung, gezielt emotionale Erlebnisse zu suchen (NFA) bzw. Freude an komplexen gedanklichen Tätigkeiten zu haben (NFC).
[6] Der „Message Sensation Value“ (MSV) misst den Grad audiovisueller Reize (z. B. schnelle Schnitte), der besonders „Sensation Seekers“ anspricht. „Need for Cognition“ (NFC) und „Need for Affect“ (NFA) beschreiben die individuelle Präferenz von Rezipient*innen für kognitiv fordernde bzw. emotional berührende Inhalte.
[7] Falzone, Paul and Lukomska, Gosia (2021): “Last Mile Media: A How-To Guide” in Frank, Lauren B. and Falzone, Paul (Hrsg.): Entertainment-Education Behind the Scenes: Case Studies for Theory and Practice. Cham: Palgrave Macmillan, S. 323–338.
Externe Veröffentlichungen
Linda Schlegel / 04.12.2025
Rechte Propaganda in Online-Spielen
Deutschlandfunk Nova